Fragen formulieren: Tipps für die Ausformulierung von Fragen

Wer kennt es nicht. Man erstellt eine Umfrage und sobald es zur Ausformulierung der Fragen kommt steht man auf dem Schlauch. „Wie formuliere ich meine Frage am besten um die besten Informationen zu bekommen?“ oder „Wie stelle ich die Frage richtig, sodass die befragte Person sich von der Frage nicht abgeneigt fühlt?“ sind zum Beispiel Fragen die einem durch den Kopf schwirren.

In diesem Artikel gibt es Tipps und Tricks zur Formulierung von Fragen, die es dir erleichtern eine Umfrage oder ein Interview zu erstellen. Außerdem wird deine Umfrage mit Sicherheit leicht zu verstehen sein, sodass keine Fehlinterpretationen entstehen werden. Mit diesen Tipps und Tricks wird deine Umfrage sicherlich zu sehr guten Ergebnissen führen.

 

 

Frage formulieren: Die Sechs W´s

Um eine Frage zu formulieren solltest du dich an den sechs W´s (wer, was, wann, wo, warum und wie) orientieren. Die Fragewörter „wer“, „wann“ und „wo“ sind hier besonders wichtig und zu beachten.

Es ist wichtig sich an den Fragewörtern zu orientieren, damit sich bei dem Befragten keine Unklarheiten ergeben. Außerdem ist es auch für das eigene Ergebnis besser, da man die Frage mehr eingegrenzt und dadurch einheitliche Antworten bekommt.

Als Beispiel kann man die Frage „Welche Marke vom Shampoo nutzen Sie?“ nehmen. Hier wird deutlich, dass die Frage zu breit aufgestellt ist. Dies kann beim Befragten für Verwirrung sorgen und zu Unklarheiten führen.

Ich verdeutliche nun, anhand dieser Frage, kurz welche Probleme diese Fragestellung in den Raum wirft.

 

„WER?“ (Der Befragte):
In der Frage wird nicht zu 100% deutlich, ob sich die Frage nur auf den Befragten selbst, oder auch auf sein gesamten Haushalt bezieht.

„WAS?“ (Das Shampoo):
Es wird nicht deutlich, wie der Befragte die Frage beantworten soll, falls er mehr als nur eine Marke nutzt.

„WANN?“ (In welchem zeitlichen Rahmen):
Dieser Aspekt ist in dieser Frage gar nicht erst aufgegriffen worden. Der Befragte kann sich hier also auf jeden Moment beziehen wie z.B. auf diesen Morgen, diese Woche oder sogar auf das ganze vergangene Jahr.

„WO?“ (In welchem Gebiet):
Auch dieser Aspekt ist in der Frage nicht aufgegriffen worden. So kann das Shampoo sowohl Zu Hause benutzt worden sein, als auch im Fitness-Studio, im Urlaub oder auch auf einer Geschäftsreise.

 

Wenn du alle wichtigen W´s beachtest, um für klare Antworten zu sorgen, könnte deine Frage wie folgt aussehen:

Welche Marke(n) vom Shampoo haben Sie persönlich zu Hause während des letzten Monats genutzt? Falls Sie mehr als eine Marke genutzt haben, nennen Sie bitte alle Marken.

Hier werden alle wichtigen Aspekte aufgegriffen, sodass die Frage nicht zu Unklarheiten führen kann.

 

Worauf sollte man achten?

Antwortmöglichkeiten zur Frage

Es ist in Ordnung die Fragen länger auszuformulieren oder auch mehrere Fragen zu einem Fragen Gebiet zu stellen.  Jedoch sollten diese dadurch eindeutiger zu verstehen sein.  Auch die Formulierung der Antwortmöglichkeiten zur Frage müssen gut durchdacht werden und können mit der Frage integriert werden.

Beispiel 1: Betriebssystem

Welches Betriebssystem haben Sie auf Ihrem Smartphone?
       [ ]  Android
       [ ]  IOS

Um für ein besseres Umfrageergebnis zu sorgen und auch eine Mehrfachantwort zu ermöglichen, kannst du deine Frage stattdessen so ausformulieren:

Besitzen Sie ein Smartphone mit einem Android Betriebssystem? ( [ ] Ja  [ ] Nein  )
Besitzen Sie ein Smartphone mit einem IOS Betriebssystem? ( [ ] Ja  [ ] Nein )

Hier wird jedoch nicht deutlich, falls bei dem Android Betriebssystem als auch bei dem IOS Betriebssystem „nein“ angekreuzt wird, ob der Befragte vielleicht ein anderes Betriebssystem nutzt oder auch gar kein Smartphone besitzt.

Noch besser wäre es also wenn man die Frage dann so formuliert:

Welches Betriebssystem hat Ihr Smartphone?
(Mehrfachnennung ist möglich)

        [ ]  Ich besitze kein Smartphone
        [ ]  Android
        [ ]  IOS
        [ ]  Anderes 

Die letztere Fragestellung gibt zum Schluss die meisten Informationen über den Befragten. Außerdem sorgt die Frage bei Befragten, die kein Smartphone oder ein anderes Betriebssystem besitzen, nicht für Verwirrung bei der Beantwortung.

 

Beispiel 2: Kaffeemaschine

Sind Sie zufrieden mit Ihrer jetzigen Kaffeemaschine?
      [ ] Ja
      [ ] Nein

Genauso wie in Beispiel 1, kann der Befragte nur zwischen zwei Optionen entscheiden. Dadurch können wertvolle Informationen verloren gehen.

Stattdessen könnte man die Antwortmöglichkeiten wie folgt formulieren:

Sind Sie zufrieden mit Ihrer Kaffeemaschine?
      [ ] Ja
      [ ] Nein
      [ ] Ich habe keine Kaffeemaschine

Außerdem könnte man die Frage in zwei einzelne Fragen aufteilen.

  1. Besitzen Sie eine Kaffeemaschine?
                ( [ ] Ja  [ ] Nein )
                Wenn „Nein“, fahren Sie bitte mit Frage 3 fort!
  2. Sind Sie zufrieden mit Ihrer jetzigen Kaffeemaschine?
                ( [ ] Ja  [ ] Nein )

Hier wird mit einer Filterführung gearbeitet. Eine Filterführung bezeichnet das Überspringen von Fragen, die auf die befragte Person nicht zutreffen. Durch Filterfragen werden Befragte zu der, für sie relevanten, Frage weitergeleitet (hier zu Frage 3).

 

Beispiel 3: Einkaufen

Wie oft kaufen Sie in einer Drogerie in einem typischen Monat ein?
      [ ] Niemals
      [ ] Selten
      [ ] Manchmal
      [ ] Oft
      [ ] Regulär

Wähle die Antworten stattdessen so, dass diese nicht fehlzuinterpretieren sind.

Wie oft kaufen Sie in einer Drogerie in einem typischen Monat ein?
      [ ] weniger als 1 Mal
      [ ] 1 bis 2 Mal
      [ ] 3 bis 4 Mal
      [ ] öfter als 4 Mal

Auch in diesem Beispiel wird deutlich, dass man die Antwortmöglichkeiten eindeutig formulieren soll. Der Befragte soll genau wissen wie er welchen Zeitraum zu interpretieren hat, denn jeder hat ein anderes Empfinden von z.B. oft oder selten. Auch für dich als Befragenden geben eindeutige Formulierungen bessere Informationen zur Auswertung. Außerdem kannst du davon ausgehen, dass du Einheitliche Antworten erhältst, da keine Fehlinterpretationen möglich sind.

 

Fachsprache und Abkürzungen

Mit Fachsprache und Abkürzungen solltest du in deiner Umfrage eher vorsichtig umgehen. Am Besten solltest du sie komplett weglassen. Fachsprache und Abkürzungen können den Befragten abschrecken und verunsichern. Die Begriffe könnten für den Befragten unbekannt sein. Fachsprache und Abkürzungen könnten in der Konsequenz dazu führen, dass die Umfrage vorzeitig abgebrochen wird. Dies würde dann zu keinem Ergebnis führen.

 

Beispiel

Glauben Sie, dass die Distribution der Eiscreme adäquat ist?

Wie du siehst, ist die Frage mit ihren Fachbegriffen kompliziert gestellt. Das wirkt direkt abschreckend. Stell die Frage lieber mit einfachen Wörtern, wie zum Beispiel so:

Ist Eiscreme einfach zu finden, wann immer Sie diese kaufen möchten?

Diese Frage wirkt direkt angenehmer und die Chance ist größer, dass der Befragte die Umfrage fortsetzt.

 

Doppelläufige Fragen

Doppelläufige Fragen sind zwei Aspekte die in einer Frage aufgegriffen werden. Diese führen dazu, dass der Befragte sich nicht auf eine konkrete Frage konzentrieren kann.

 

Beispiel:

Sind Ihrer Meinung nach die Chips der Marke Funny-Frisch knusprig und lecker?

Hier wird Bezug auf zwei Aspekte genommen. Man weiß also nicht wie man konkret darauf antworten soll.

Die Chips könnten z.B. nach der Meinung des Befragten zwar knusprig, aber nicht lecker sein. Dies führt den Befragten in eine problematische Situation, in der er nicht genau weiß wie er darauf zu antworten hat.

Hier wäre es sinnvoller die Frage zu spalten und zwei einzelne Fragen auszuformulieren:

  1. Sind Ihrer Meinung nach die Chips der Marke Funny-Frisch knusprig?
  2. Sind Ihrer Meinung nach die Chips der Marke Funny-Frisch lecker?

Durch die Spaltung der Frage wird es eindeutig wie das Empfinden des Befragten zu dem Produkt in verschiedenen Aspekten ist.

 

Führende Fragen

Führende Fragen sind Fragen, welche versuchen den Befragten zu einer Gewissen Antwort zu leiten. Diese Art von Fragen sind manipulativ und könnten das gesamte Umfrageergebnis verfälschen. Diese Art von Fragen sollten vermieden werden.

Beispiel:

Helfen Sie der Umwelt, indem Sie Getränke in Glasflaschen kaufen?

In dem ersten Teil der Frage sieht man, dass sie schnell dazu verleitet im Sinne des Befragenden zu antworten. Solche Informationen können Problemlos rausgelassen werden um für eine klare Position des Befragten zu sorgen.

Man könnte stattdessen besser nur nach dem zweiten Teil der Frage fragen:

Kaufen Sie Getränke in Glasflaschen?

 

Implizite Annahmen und Alternativen

Es ist ebenfalls wichtig implizite Annahmen zu vermeiden. Dem Befragten soll die Konsequenz einer Sache bewusst sein und soll darauf in der Frage auch hingewiesen werden. Lass die Frage nie offen stellen, wenn sich mehr dahinter verbirgt bzw. eine Sache zu einer Konsequenz führt.

Beispiel:

Denken Sie, dass die Gemüsepreise gesenkt werden sollen?

Die Senkung der Gemüsepreise würde den Aspekt des Qualitätsverlustes mit sich ziehen. Darauf soll man den Befragten am besten hinweisen.

Dies könnte wie folgt aussehen:

Denken Sie, dass die Gemüsepreise gesenkt werden sollen, auch wenn dadurch die Qualität schlechter wird?

Bei den impliziten Alternativen handelt es sich um Alternativen, die in der Frage nicht explizit genannt werden. Gib dem Befragten eine Alternative vor, sodass du einen direkten Vergleich von den Aspekten hast. Frage z.B. statt „Fahren Sie zum Einkaufen mit dem Auto?“ lieber konkreter „Fahren Sie zum Einkaufen mit dem Auto, oder lieber mit dem öffentlichen Nahverkehr?“ Hier wird dem Befragten eine Alternative zum Einkaufen mit dem Auto, nämlich mit dem öffentlichen Nahverkehr, angeboten.

 

Hypothetische Aussagen

Es ist wichtig beim Fragen stellen stets neutral zu bleiben. So ist es auch wichtig die Frage so auszuformulieren, dass der Befragte weniger seine eigene Meinung äußert, sondern mehr die Umfrage auf Fakten basieren lässt. Eigene Meinungen und Überzeugungen können die Fakten stark verzerren.

Beispiel:

Glauben Sie, dass höher gebildete Menschen tendenziell die Tagesschau gucken?

Hier wird nach der eigenen Meinung gefragt. Alle Antworten basieren somit nicht auf Fakten sondern nur auf Überzeugungen der Befragten. Um für ein qualitatives Ergebnis zu sorgen kannst du die Frage stattdessen direkt auf den Befragten beziehen und aus den Fakten dann ein Urteil fällen.

  1. Was ist Ihr Bildungsstand?
  2. Gucken Sie die Tagesschau?

 

Verallgemeinerungen und Schätzungen

Zum Schluss solltest du noch darauf achten den Befragten nicht zu überfordern. Stell die Frage für den Befragten so einfach (Verständnis) wie möglich. Man sollte den Befragten nicht dazu auffordern viel nachzudenken und z.B. etwas auszurechnen. Das soll lieber das Umfrage-Tool erledigen.

Beispiel:

Wie hoch sind die jährlichen Pro-Kopf-Ausgaben für Hygieneartikel in Ihrem Haushalt?

Hier müsste der Befragte zunächst die Gesamtausgaben im Kopf haben und anschließen noch die pro Kopf-Ausgaben berechnen. Erleichtere es dem Befragten indem du diese Frage aufteilst.

  1. Wie viel Geld wird in Ihrem Haushalt monatlich für Hygieneartikel ausgegeben?
  2. Wie viele Mitglieder sind in Ihrem Haushalt?

Diese Fragestellungen vereinfachen es dem Befragten diese Frage zu beantworten deutlich. Somit kannst du damit rechnen, dass du mit der zweiten Formulierung zu besseren Antworten kommst als mit der ersten.

 

Fazit

Wie du sehen kannst gibt es jede Menge worauf man beim Fragen formulieren achten muss. Mit diesen Tipps sollte deine Umfrage jedoch viel ansprechender und für den Befragten angenehmer werden. Ich hoffe du erzielst mit meinen Beispielen die gewünschten Erfolge mit deiner Umfrage.

 

 

Autor:
Ellen Meier