Online Fragebogen: Grundlagen und Entwicklung (Teil 2)



Im ersten Teil dieses Artikels stellten wir Ihnen die Schritte 1 bis 4 des Entwurfsprozesses für einen Fragebogens vor. Der folgende Abschnitt zeigt Ihnen die Schritte 5 bis 8, die Ihnen abschließend helfen, einen standardisierten Online-Fragebogen zu entwickeln.


Wie Sie einen Fragebogen für Ihre online Umfrage entwickeln

5. Wählen Sie den richtigen Wortlaut (das Wording) für Ihre Fragen im Online Fragebogen

Das Wording ist die „Übersetzung“ des Frageinhalts in klare und leicht zu verstehende Worte. Dieser Aufgabe kommt bei der Entwicklung eines Online Fragebogens eine besondere Bedeutung zu. Wenn Sie Fragen schlecht formulieren besteht die Gefahr, dass sie falsch oder gar nicht beantwortet werden. Das können Sie verhindern, indem Sie sich an folgende Richtlinien halten:

  1. Definieren Sie, worum es geht
    Die Frage „Welches Waschmittel benutzen Sie?“ scheint auf den ersten Blick eindeutig definiert zu sein. Die Antwort auf diese Frage gibt allerdings keine Auskunft darüber, ob es sich um das einzige, um das am häufigsten benutzte, oder um das zuletzt verwendete Waschmittel des Befragten handelt.
    Folgender Wortlaut wäre in diesem Fall besser geeignet: „Welche Waschmittelmarke oder -marken haben Sie in den letzten 4 Wochen verwendet? Bei mehr als einer Marke wählen Sie bitte Zutreffendes aus.“
  2. Verwenden Sie gebräuchliche Worte
    Verwenden Sie im Online Fragebogen Worte, die dem Wortschatz der Befragten entsprechen. Berücksichtigen Sie dabei intellektuelle Ebene Ihrer Zielgruppe und wie gut diese mit möglichen Fachbegriffen vertraut ist. Fragen versetzen die Befragten in eine bestimmte Geisteshaltung. Die Stimmung, in der sie sich befinden, beeinflusst wie sie einzelne Fragen wahrnehmen und wie sie diese beantworten.
  3. Verwenden Sie unmissverständliche Worte
    Vermeintlich eindeutige Worte wie „gelegentlich“, „häufig“ oder „oft“ haben für unterschiedliche Teilnehmer einer Umfrage unterschiedliche Bedeutungen. Geben Sie als Antwortmöglichkeiten daher eindeutige Worte vor, wie zum Beispiel „1 bis 2 Mal“, „3 bis 5 Mal“ oder „mehr als 5 Mal“.
  4. Vermeiden Sie Verallgemeinerungen und Schätzungen
    Fragen sollten so formuliert sein, dass Befragte weder Verallgemeinerungen noch Schätzungen vornehmen müssen. Wenn Sie z. B. die jährlichen Lebenshaltungskosten pro Kopf eines Haushalts ermitteln wollen, dann sollten Ihre Umfrageteilnehmer diese Zahlen nicht selbst errechnen müssen. Denn dazu sind die meisten nicht bereit oder in der Lage. Fragen Sie also nicht „Wie hoch sind die jährlichen Ausgaben für Lebensmittel pro Kopf in Ihrem Haushalt?“. Stellen Sie stattdessen zwei einfache Fragen: „Wie hoch sind die monatlichen Ausgaben für Lebensmittel in Ihrem Haushalt?“ und „Wie viele Personen leben in Ihrem Haushalt?“ Um die gewünschten Informationen zu erhalten, führen Sie die entsprechenden Berechnungen dann selbst durch.
  5. Verwenden Sie positive und negative Aussagen
    Häufig werden Fragen als Aussagen formuliert und die Befragten sollen angeben, ob sie der Aussage zustimmen oder nicht. Es gibt Hinweise darauf, dass Antworten auf derartige Fragen davon beeinflusst werden, ob sie positiv oder negativ formuliert sind. Achten Sie bei Ihren Aussagen also darauf, dass sie sowohl positive als auch negative Formulierungen verwenden.


6. Ordnen Sie Ihre Fragen in der richtigen Reihenfolge an

Die Reihenfolge ist genauso bedeutsam, wie der verwendete Wortlaut Ihrer Fragen im Online-Fragebogen.
Die logischen Zusammenhänge der einzelnen Fragen haben ebenfalls Einfluss darauf, wie die Befragung wahrgenommen wird. Die folgenden Punkte helfen Ihnen bei der Bestimmung der richtigen Reihenfolge:

  • Stellen Sie Eröffnungsfragen, um Vertrauen aufzubauen und Befragte zur Mitwirkung zu motivieren. Fragen nach der Meinung der Teilnehmer sind in der Regel gute Eröffnungsfragen, denn die meisten Menschen teilen ihre Meinung gern mit. Fragen zum Alter, Einkommen oder Geschlecht könnten an dieser Stelle unter Umständen als zu sensibel betrachtet werden.
  • Erfragen Sie als nächstes grundlegende Informationen, die sich direkt auf das Umfrageprojekt beziehen.
  • Anschließend folgen Klassifizierungsinformationen, bestehend aus sozialwirtschaftlichen und demografischen Merkmalen der Teilnehmer. Sie werden eingesetzt, um die Befragten einzuordnen, die Ergebnisse zu verstehen und Stichproben zu validieren, also ihre Gültigkeit zu bestimmen.
  • Schwierige Fragen, die als unangenehm oder sehr sensibel empfunden werden könnten, sollten erst zu einem Zeitpunkt gestellt werden, wenn durch die Beteiligung an der Umfrage eine Verbindung zu den Befragten hergestellt wurde. Dadurch verringert sich die Wahrscheinlichkeit, dass Umfrageteilnehmer Einwände gegen diese Fragen haben.

Fragen, die am Anfang eines Teilbereichs gestellt werden, können die Antworten auf nachfolgende Fragen beeinflussen. Daher gilt die Regel, allgemeine Fragen immer den spezifischen Fragen voranzustellen.

Die logische Anordnung von Fragen einzuhalten, ist eine einfache aber wichtige Regel für die Entwicklung eines Fragebogens. Sie bedeutet, dass alle Fragen zu einem bestimmten Thema gestellt werden sollten, bevor ein neuer Themenbereich beginnt. Um den Befragten den Übergang von einem Thema zum nächsten zu erleichtern, empfehlen sich kurze Überleitungssätze. Sie helfen den Teilnehmern sich gedanklich auf den nächsten Teil einzustimmen.

7. Bestimmen Sie Form und Layout des Online Fragebogens

Format und Layout, sowie die Positionierung Ihrer Fragen können Einfluss auf die Ergebnisse haben. Natürlich sollte Ihr Fragebogen ein professionelles Erscheinungsbild aufweisen. Damit unterstreichen Sie die Wichtigkeit Ihrer Umfrage, was wiederum Einfluss auf die Qualität der Antworten hat.

Unterteilen Sie Ihren Fragebogen in mehrere Bereiche und nummerieren Sie die Fragen. Das macht unter anderem auch die Auswertung einfacher.

Lassen Sie zur besseren Übersicht genügend Abstand zwischen den einzelnen Fragen.

Achten Sie darauf, dass ein Frage-Antwort-Block nicht durch einen Seitenumbruch geteilt wird. Die Befragten könnten durch das Seitenende das Ende der Frage vermuten. Das kann dazu führen, dass Sie unvollständige Antworten erhalten.

8. Starten Sie einen Pilotversuch der Online-Umfrage

Bevor Sie Ihre Umfrage versenden, führen Sie einen Pilotversuch anhand einer kleinen Stichprobe durch, um mögliche Probleme des Online Fragebogens zu identifizieren und zu beseitigen. In der Regel sollte keine Umfrage ohne einen vorherigen Test durchgeführt werden. Hierbei müssen sämtliche Aspekte der Befragung geprüft werden (Inhalt der Fragen, Wortlaut, Reihenfolge der Fragen, Format des Fragebogens). Befragte, die Sie für einen Pilotversuch auswählen, sollten im Hinblick auf Ihr Umfragethema Ihrer Zielgruppe ähnlich sein.



So gelingt Ihr Online Fragebogen.